Thema des Monats Dezember 2024 / Januar 2025: Diesmal zur Adventszeit eine etwas andere Weihnachtsgeschichte - als die Aktion "Sport für alle - Sport mit Aussiedlern" vor rund 35 Jahren im bundesdeutschen Sport entstand - Stadtsportbund, LandesSportBund Niedersachsen und CVJM Wolfsburg haben entscheidenden Anteil - wegweisende Impulse - seit Jahrzehnten eine segensreiche Arbeit - jetzt ist es das Bündnis "Integration durch Sport" - Können Sportandachten bei Sport-Turnieren des Wolfsburger CVJM den bundesdeutschen Sport entscheidend im Sozialsport beeinflusst haben???

Bei der Übergabe der Goldplakette durch Rita Süßmuth und Horst Waffenschmidt an Manfred Wille
Bei der Übergabe der Goldplakette durch Rita Süßmuth und Horst Waffenschmidt an Manfred Wille

Diesmal zur Adventszeit eine etwas andere Weihnachts-Geschichte:

 

Der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) Wolfsburg engagiert sich seit mehr als 50 Jahren im Sozialsport. Es begann 1972 mit Begegnungen mit jungen Einsitzenden der Jugendanstalt Hameln im Volleyball, Tischtennis und Fußball gemeinsam mit dem CVJM Landesverband Hannover. Dabei wurde der CVJM Wolfsburg vom Gemeindepastor Artur Boettcher der evanglisch-lutherischen St. Marien-Kirchengemeinde in Wolfsburg und Landessuperintendent Ernst Henze aus Hildesheim gefördert. Und der lokale CVJM nahm an Deutschen Eichenkreuz-Meisterschaften (jetzt Deutsche CVJM-Meisterschaften) im Tischtennis 1972 und später im Volleyball 1977 teil. Bei den Tischtennis- und Volleyball-Meisterschaften war Eichenkreuzsporler und Tischtennis Fachwart Hermann Ortlieb aus Nürnberg seit 1972 (!) immer ein kompetenter und verlässlicher Unterstützer und Mutmacher wie später auch Professor Karlheinz Wesp und Erwin Krause. Zur selben Zeit startete der CVJM wieder mit Zeltlagern in Deutschland, Frankreich und Jugoslawien (Slowenien) und internationalen Fahrten. Hier engagierte sich besonders Hans-Jürgen Wille sehr stark. Und in Tolmin der Slowene Marco Leban. Bei den niedrigschwelligen, sozialsportlichen Aktionen war das CVJM-Freizeitgelände ein ganz wichtiger Faktor. Beim Bau des Geländes unterstützten Günter Odenbreit und Siegfried Schuster von der Stadt Wolfsburg die jungen Leute stark.

 

1976 wurde der Wolfsburger CVJM Mitglied im LandesSportBund (LSB) Niedersachsen, „um gemeinsam mit dem organisierten Sport die Aktionen durchführen zu können und nicht außerhalb des Sports“, so Manfred Wille, „Motor“ des Sozialsports im lokalen CVJM. Außerdem spielten die Volkswagenstädter aktiv im Tischtennis und Volleyball bei Punktspiel-Runden der Sport-Verbände erfolgreich mit. 1980 stellte Manfred Wille die sozialsportlichen Aktivitäten des Wolfsburger Ortsvereins beim Symposium des europäischen YMCA "Social Work Through Sports" im Willem Hoove-Haus in den Niederlanden auf Wunsch des deutschen CVJM vor. Trotzdem war es in den siebziger (und auch achtziger) Jahren nicht einfach, sozialsportliche Aktionen durchzuführen. "Die einen beschwerten sich, wir seien zu sozial, andere beschwerten sich darüber, dass wir nicht sozial genug seien - und überhaupt, organisierter Sport, Punktspiele, Turniere, Meisterschaften", berichtet Manfred Wille.

 

Ende der siebziger Jahre startete der CVJM mit seiner segensreichen Arbeit mit und für deutschstämmigen Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler, die intensiviert wurde, als Ende der achtziger Jahre vermehrt Russlanddeutsche nach Deutschland und Wolfsburg kamen.

 

Hoher Besuch  1988 in Wolfsburg-Westhagen:

Der damalige Aussiedler-Beauftragte der Bundesregierung, der Bundestags-Abgeordnete und Staatssekretär Dr. Horst Waffenschmidt, besuchte auf Einladung des ehemaligen Wolfsburger Bundestagsabgeordneten Dr. Volkmar Köhler (5. von links), damals Staatsekretär im Entwicklungsministerium, Wolfsburg und Westhagen im November 1988. Joachim Schingale (8. von rechts) vom Büro des damaligen Oberbürgermeisters Werner Schlimme (6. von rechts) organisierte den Besuch im Rathaus, und Manfred Wille war für die integrative Arbeit mit jungen und älteren Menschen in Wolfsburg und besonders in Westhagen zuständig. Dr. Horst Waffenschmidt, langjähriges Mitglied im CVJM Waldbröl und sehr engagiert für junge Menschen, war begeistert von den vielen integrativen Maßnahmen der Verbände und Vereine für deutschstämmige Spätaussiedler. Er schreibt: "Während eines Besuches in Wolfsburg am 14. November 1988 konnte ich mich von der Qualität der geleisteten Arbeit überzeugen."

 

"Als ich ihn in Westhagen durch den Jugendtreff Hütten führte, fanden Dr. Waffenschmidt und Oberstadtdirektor Professor Dr. Peter Lamberg (11. von links) es ausgesprochen gut, dass unsere Sportturniere mit Andachten beginnen", erinnert sich Manfred Wille, als ob es gestern war. „Dadurch war das halbstündige Gespräch mit den Beiden gleich wesentlich offener und lockerer, weil dies wohl sonst nicht üblich war und beide im christlich-kirchlichen Leben sehr engagiert waren“, so der christliche Sozialsportler weiter. Anschließend sprachen die Mitglieder der Delegation mit jungen Menschen aus Wolfsburg. „Im Gespräch mit jugendlichen Aussiedlern und Einheimischen wurde mir deutlich, wie gut der organisierte Sport geeignet sein kann, beim Einlebungsprozess dieser Auslandsdeutschen vor Ort mitzuhelfen", schreibt Waffenschmidt im Grußwort für eine Wolfsburger Sportbuchpublikation. In einer zwanglosen Gesprächs-Atmosphäre kamen die Vertreter aus den verschiedenen Ministerien und der Wolfsburger Politik und städtischen Ämtern gut mit den elf jungen Leuten ins Gespräch - Russlanddeutsche, Rumäniendeutsche, Polendeutsche und Hiesige. Es wurde über die schulische Situation gesprochen, über die sprachliche Situation, Jugendarbeitslosigkeit, Integrationsprobleme, die Wohnungssituatiion und vieles mehr. Die Zeit - zwei Stunden waren eingeplant - ging so schnell vorbei, dass die Gäste das aufgebaute Buffet stehen ließen, um länger mit den jungen Menschen sich auszutauschen. Den positiven Eindruck über die vorbildliche Kinder- und Jugendarbeit bestätigte in mehreren Telefonaten Waffenschmidt's jahrzehntelanger Weggefährte Karl-Egon Siepmann ebenfalls vom CVJM Waldbröl, der auch stellvertretender Vorsitzender der Kommission der Bundesregierung für vorbildliche Integration von Aussiedlern war: "Horst Waffenschmidt hat immer von der christlich geprägten Sportarbeit in Wolfsburg geschwärmt." In dem Gespräch wurde deutlich, dass nicht nur Wohlfahrtsfahrtsverbände, Volkshochschulen (Sprachkuse) und Schulen für die Integration von Neubürgerinnen und Neubürgern entscheidend sind: Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die vom Sport aber ebenso Freizeitheimen, Jugendvereinen, Musikgruppen, Pfadfindern, Stadtjugendringen, Kirchen, Chören, Landsmannschaften, Bastelgruppen, Politik, Öffentlichkeit, Universitäten, Arbeitgebern, Arbeitnehmervertretungen und vielen mehr geleistet wird / werden muss - und natürlich von den Zugewanderten auch!!!

 

Deshalb war es kein Wunder, dass die CVJM-Sportaktion "Aussiedler und Einheimische sind ein Team" 1991 mit einer Goldplakette beim Wettbewerb der Bundesregierung für vorbildliche Integration von Aussiedlern durch die damalige Bundestags-Präsidentin Rita Süßmuth als einziger Jugend- und Sportverein bei diesem hoch politischen Wettbewerb ausgezeichnet wurde.

Bei der Übergabe der Goldplakette durch Rita Süßmuth und Horst Waffenschmidt an Manfred Wille. Ganz links Karl-Egon Siepmann
Bei der Übergabe der Goldplakette durch Rita Süßmuth und Horst Waffenschmidt an Manfred Wille. Ganz links Karl-Egon Siepmann

Unterstützt wurde das Projekt von der Diakonie, dem Caritas-Verband, dem deutschen CVJM, CVJM Landesverband Hannover, dem Deutschen Sportbund, dem LandesSportBund Niedersachsen, dem Stadtsportbund, der Sportjugend (SJN), Niedersächsischer Volleyball Verband, Volleyball-Region Gifhorn-Wolfsburg, Tischtennis-Fachverband Wolfsburg, Bund der Vertriebenen, Landsmannschaft und Chor der Deutschen aus Rußland, Wolfsburger Arbeitskreis für Spätaussiedler, Vereinen, Gruppen, Kirchen, Schulen wie die Grundschule Alt-Wolfsburg, Regenbogen-Grundschule, Hans-Christian-Andersen-Grundschule, Hauptschule Westhagen, Politik und städtischen Ämtern, Jugendanstalt Hameln und Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel, Redaktionen von Tageszeitungen und Fachzeitschriften und vielen Einzelpersonen. Stellvertretend stehen für sie Klemens Neumann, ehrenamtlicher Stadtsportbund-Geshäftsführer und Sport-Verantwortlicher im Volkswagen-Werk, und der Sportreferent Rolf Müller im CVJM Gesamtverband in Deutschland aus Kassel.

Der niedersächsische Staatssekretär im Europa-Ministerium, Frank Ebisch, ehr Ferdinand Uecker bei einem Freizeit-Volleyball-Turnier in Westhagen
Der niedersächsische Staatssekretär im Europa-Ministerium, Frank Ebisch, ehr Ferdinand Uecker bei einem Freizeit-Volleyball-Turnier in Westhagen

Im CVJM Wolfsburg gab es natürlich in den letzten fünf Jahrzehnten viel Unterstützung und Verständnis für sozialsportliche Aktionen und Aktivitäten. Besonders Ferdinand Uecker gehört zu den vielen ehrenamtlich Engagierten, der auch von Frank Ebisch ausgezeichnet wurde. Aber auch Charlotte Wille und später Gisela Reichelt-Zimmermann, Gerhard Brockschmidt, Arnulf Baumann, Lydia und Helmut Kieß, Hanns Pywczik, Martin Rath, Rolf Nolting, Horst Sachse, Manfred Kolbe, Emma Leicht, Elfriede Fliedner, Ortraud Heise, Gerd Otte, Walter Illnitzky, Michael Meixner, Michael Kühn, Oliver Stumpf, Götz Grünberg, Brigitte Walkling und noch später Günter Donath, Robert Fischer, Rudolf Stein, Götz Grünberg, Daniel Stahl, Alexander Bolger, Eduard Schöner, Artur Stark und Kerstin Dauer unterstützten mit Rat und Tat und im Gebet diese Aktivitäten stark.

Nach dem Besuch in Westhagen wurde der Aussiedler-Beauftragte Horst Waffenschmidt aktiv: Mit dem Deutschen Sportbund (jetzt: DOSB Deutscher Olympischer Sportbund) initiierte er das sinnvolle und überaus erfolgreiche und vorbildliche Programm „Sport für alle - Sport mit Spätaussiedlern" (jetzt: "Integration durch Sport"). Dies geht auch aus der Broschüre "DSB Jahresmagazin 2005/2006" (Eine Publikation des Deutschen Olympischen SportBundes) hervor. Günter Müller schreibt unter dem Titel "Integration durch Sport: Erfolgsprogramm mit gesellschaftlicher Ausstrahlung" auf Seite 95: "1989 - in der ersten Amtszeit von Innenminister Wolfgang Schäuble - wurde "Integration durch Sport" ins Leben gerufen. Der damalige Staatsekretär Horst Waffenschmidt hatte einen nicht unerheblichen Anteil daran, denn er wandte sich mit dieser Idee an den Deutschen Sportbund. Dort trug sich die Breitensport-Abteilung unter dem damaligen Geschäftsführer Jürgen Palm schon mit ähnlichen Gedanken. Das Bundesinnenministerium als finanzieller Förderer stattete das Projekt angemessen aus." Nach den Olympischen Spielen in Seoul / Südkorea (Seoulympics) 1988 war wohl noch gut sechs Millionen Deutsch-Mark an Fördermitteln übrig geblieben, die dann für diese wegweisende Initiative genutzt wurden.

 

Beim Hearing des Deutschen Sportbundes (jetzt: Deutscher Olympischer Sportbund) und des Bundesministeriums des Innern in ser DSB-Zenrale in Frankfurt / Main im Mai 1989 vertraten der jetzige LSB-Vorstandsvorsitzende Reinhard Rawe als Vertreter von Landessportbünden und Manfred Wille für die lokale Ebene den niedersächsischen Sport. "Ich erinnere mich noch, wie Reinhard Rawe mich mit seinem älteren VW-Golf von der DSB-Zentrale zum Fankfurter Flughafen gefahren hat. Ich musste das Flugzeug nach Stockholm erreichen, denn wir waren mit dem CVJM bei einer internationalen Freizeit im KFUM Bromma", berichtete Manfred Wille schmunzelnd. Eine schöne Auszeichnung für die schon vielfältig geleistete Arbeit im niedersächsischen Sport!!!

 

Wolfsburger Sozialsportlerinnen und Sozialsportler übergeben die Dokumentation und ein Sporttrikot an Dr. Horst Waffen schmidt in Bonn
Wolfsburger Sozialsportlerinnen und Sozialsportler übergeben die Dokumentation und ein Sporttrikot an Dr. Horst Waffen schmidt in Bonn

Zwei Jahre später lud Dr. Horst Waffenschmidt eine kleine Delegation des Sportprojektes noch Bonn in sein Ministerium ein. Die Sozialsportlerinnen und Sozialsportler übergaben ihm die Broschüre "Sport mit Spätaussiedlern - von den Anfängen bis zur Goldplakette" und ein Sporttrikot mit der Aufschrift "Mit Jesus Christus am Ball". Horst Waffenschmidt, neben seiner CVJM-Mitgliedschaft auch Mitglied der Landessynode der evangelischen Kirche Rheinland, war so begeistert über das Motto, dass aus den geplanten einigen Minuten rund zwei Stunden Besuch wurden. Er erzählte von seinen Reisen zu verschiedenen Parlamenten und dortigen Gebetsgemeinschaften und die Wolfsburgerinnen und Wolfsburger aus ihrer Arbeit und von internationalen Zeltlagern und internationalen Fahrten zu CVJM in Deutschland und Europa, zu den Deutschen Eichenkreuz-Meisterschaften, über Punktspiele, sportliche Erfolge und Niederlagen, Turniere, die tägliche Arbeit vor Ort und vieles mehr. Dr. Horst Waffenschmidt machte deutlich, wie der CVJM Impulsgeber für die Aktion "Sport mit Aussiedlern" gewesen war.

 

Könnten Sportandachten bei Fußball-Turnieren, Tischtennis-Turnieren und Volleyball-Turnieren beim CVJM-Wolfsburg den bundesdeutschen Sport entscheidend im Sozialsport beeinflusst haben???

 

Klemens Neumann (von links), Georg Kugland und Manfred Wille
Klemens Neumann (von links), Georg Kugland und Manfred Wille

Erfolgreicher Startschuss:

 

Zeitgleich zur Initiative von Horst Waffenschmidt  setzte sich der damalige Vor-sitzende des Stadtsportbundes (SSB) Wolfsburg und Vize-Präsident des Landessportbundes (LSB) Niedersachsen, Georg Kugland, im Winter 1988 für die bessere Eingliederung von deutschstämmigen Spätaussiedlern mit Hilfe des Sports vorbildlich ein. "Manfred Wille vom CVJM Wolfsburg - ein Pionier im Sozialsport - hatte mich darum gebeten, den Landessportbund für diese wichtige Aufgabe zu begeistern", erzählte er in einem Gespräch vor gefühlt 15 Jahren. "Manfred Wille hat auch verschiedene Vorschläge und eine Konzeption für den LSB aufgeschrieben", so Kugland weiter. "Unser ehrenamtlicher Geschäftsführer vom Stadtsportbund, Klemens Neumann, hatte sich Jahre lang gemeinsam mit Ortraud Heise, Barbara Metzkat, Peter Losch, Hermann Lange, Heino Lieken und Manfred Wille im SSB und der Sportjugend aktiv eingesetzt", sagte der Sportfunktionär Kugland. Besonders in Westhagen wurden viele Gruppen und Sonderveranstaltungen durchgeführt. „Bei Besuchen vor Ort konnte ich mich von der guten Arbeit überzeugen", stellt er fest.

"Ich habe dann diesen Punkt auf die Tagesordnung des Präsidiums setzten lassen und das Themenfeld vorgestellt", berichtete der LSB-Vizepräsident. "Der damalige Präsident, Günther Volker, war den sozialen Aspekten des Sports gegenüber sehr aufgeschlossen", erinnert er sich noch gern an die gute Zusammenarbeit mit ihm. Ebenso setzte sich der damalige LSB-Hauptgeschäftsführer Friedrich Mevert, Pressewart Kurt Hoffrichter und Siegfried Weis von der Niedersächsischen Sportjugend stark für diese Aktion ein. LSB-Präsident Volker schrieb dann an alle niedersächsischen Vereine einen Aufruf zu Weihnachten 1988 und im Februar 1989 "Spätaussiedler gehören in die Sportvereine". "Für seine Unterstützung habe ich Günther Volker bei einer Vollversammlung der Sportjugend Niedersachsen in Hameln persönlich gedankt. Er hat sich sehr darüber gefreut", erinnert sich Manfred Wille, der für die Wolfsburger Sportjugend an der Versammlung teilnahm.

Wolfgang Wellmann (von links), Reinhard Rawe, Karl-Heinz Steinmann und Manfred Wille auf einer DANKEschön-Briefmarke des CVJM Wolfsburg
Wolfgang Wellmann (von links), Reinhard Rawe, Karl-Heinz Steinmann und Manfred Wille auf einer DANKEschön-Briefmarke des CVJM Wolfsburg

Im Januar 1989 wurde eine Arbeitsgruppe mit Reinhard Rawe, Karl- Heinz Steinmann (SJN), Wolfgang Wellmann (SJN) und Manfred Wille (Arbeitsname: das "vierblättrige soziale Kleeblatt") an der Spitze im LSB gebildet, die wegweisende Impulse für den niedersächsischen und bundesdeutschen Sport erarbeitete. Zu den Engagierten im Arbeitskreis gehörten auch Brigitte Wagner und Klaus Scholl. Zuvor hatte sich aber schon der Arbeitskreis der niedersächsischen Sportjugend unter seinem Vorsitzenden Wolfgang Wellmann auf Initiative von Manfred Wille 1987 mit der Thematik "Zuwanderung" beschäftigt.

 

Und der Arbeitskreis "legte richtig los. 1989 war zum Beispiel der wohl erste Sportmobil-Einsatz in Deutschland unter Leitung von Kersten Wick vom LSB auf Wunsch von Wolf Ulrich vom SSV Neuhaus in den Aussiedler-Notunterkünften bei einem Spielfest auf der Burg Neuhaus (Wolfsburg). "In vielen Publikationen wird die Initiative des CVJM und damit auch der Wolfsburger Sportbewegung hervorgehoben - es hat sich gelohnt", ist im Gespräch der SSB-Ehrenvorsitzende Georg Kugland auf das Engagement immer noch stolz.

 

Für Manfred Wille ist wichtig, dass der LSB Niedersachsen den Mut hatte, sich diesem Arbeitsbereich zu zu wenden: "Es gab zahlreiche Initiativen im deutschen Sport in den Jahren zuvor, Newcomer zu begrüßen. In Niedersachsen haben wir Aktionen gebündelt und institutionalisiert. Dies war eine tolle Leistung. Die Arbeitsgruppe hat sehr intensiv gearbeitet und viele wegweisende Ideen und Vorschläge erarbeitet und auf den Weg gebracht. Damit wurde auch anderen Gruppen und Vereinen Mut gemacht, trotz aller Hindernisse sich mit vielen Bereichen im Sport und der Gesellschaft zu beschäftigen und auseinander zu setzen. Die Arbeitsgruppe war Modell und Vorbild für viele spätere Aktivitäten innerhalb und außerhalb des Sports und über die Grenzen von Integration hinaus. Sie ist ein Leuchtturm und hat eine segensreiche Strahlkraft!" Wären ohne diese wegweisende Arbeit viele von heute selbstversändlichen Aktionen möglich gewesen?

 

Und von Beginn waren neben Ausgesiedelten auch Ausländerinnen und Ausländer, Asylbewerberinnen und Asylbewerber, Sozialschwache und Menschen, die der besonderen Berücksichtung bedürfen, immer willkommen - natürlich nahmen sie in einer kleineren Anzahl teil. "Und wir haben gut mit den Sportfachverbänden zusammengearbeitet. So hat sogar der Tischtennis-Verband einen Aufruf mitunterstützt, das Newcomer Schwimmkurse besuchen sollten", freut sich Manfred Wille über die sportkameradschaftliche Zusammenarbeit.

Durch die positiven und Mut machenden Rückmeldungen und Kommentare zur Goldplakette für vorbildliche Arbeit mit Spätausgesiedelten durch die Bundesregierung wurden die Verantwortlichen in Wolfsburg 1992 ermutigt, eine Dokumentation / Broschüre über die ersten Jahre der Arbeit zu erstellen: "Sport mit Aussiedlern und Einheimischen - von den Anfängen bis zur Goldplakette". Der Druck der Dokumantation wurde durch die städtische Jugendförderung, das Land Niedersachsen und die Lebenshilfe Braunschweig unterstützt. Sie wurde in einer Auflage von 1.500 Exemplaren erstellt und bundesweit verteilt. Alle niedersäschsichen Kreissportbünde und Stadtsportbünde und Fachverbänge erhielten eine Ausgabe. Aus der ganzen Republik kam Wertschätzung für die geleistete Arbeit.

Professor Dr. Wolf-Rüdiger Umbach (von links), Frank Ebisch, Manfred Wille und Friedrich Mevert bei er Präsentation der Dokumentation im niedersächsischen Europa-Ministerium
Professor Dr. Wolf-Rüdiger Umbach (von links), Frank Ebisch, Manfred Wille und Friedrich Mevert bei er Präsentation der Dokumentation im niedersächsischen Europa-Ministerium

Frank Ebisch, Staatssekretär im Europa-Ministerium in den Jahren 1990 bis 1994, warb er sehr stark für den Sport als eine gute Möglichkeit den Einlebungs-prozess von deutschstämmigen Aussiedlerinnen und Aussiedlern zu verbessern und spielte sogar beim CVJM Wolfsburg Volleyball mit. Er stellte 1993 gemeinsam mit dem LSB-Vizepräsidenten Professor Dr. Wolf-Rüdiger Umbach (später ein fulminanter Förderer die Idee der Pausenliga an Schulen), Friedrich Mevert und Manfred Wille die Dokumantation der Öffentlichkeit vor.

Karl-Heinz Stengel (rechts) und Manfred Wille
Karl-Heinz Stengel (rechts) und Manfred Wille

Grußwort von

Karl-Heinz Stengel vom deutschen CVJM zum Buch "CVJM bewegt: 40 Jahre Aktionen mit und für Neubürgerinnen und Neubürger"

 

Liebe Geschwister im CVJM Wolfsburg, liebe Freunde und Förderer der Arbeit des CVJM Wolfsburg,

 

der CVJM Wolfsburg gehört zur großen CVJM-Gemeinschaft in Deutschland und ist dadurch auch Teil der faszinierenden weltweiten CVJM-Bewegung zu der in über 120 Ländern 45 Millionen Menschen gehören. Der CVJM in Deutschland ist überparteilich, konfessionsunabhängig. Jährlich erreicht der CVJM mit seinen Programmen, Aktionen und Freizeiten fast 1 Million junge Menschen. Und der CVJM Wolfsburg ist ein lebendiger Baustein in der Vielfalt dieser CVJM-Arbeit.

 

In den letzten Jahren sind in vielen CVJM-Vereinen die Fragen nach offenen Angeboten auch für die zu uns geflüchteten Kinder und Jugendlichen neu aufgebrochen. Auch die christliche Jugendarbeit ist im Umbruch. Als CVJM müssen wir im Blick auf die Ganztagsschulen, die vielen Jugendlichen und Kinder mit Migrationshintergrund und die Vielfalt der Angebote für junge Menschen umdenken, als CVJM verstärkt zu einer „Geh-Struktur“ werden. Wir müssen uns mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dorthin aufmachen, wo sich junge Leute treffen. Unsere bewährten Gruppenangebote, unsere „offene Tür“-Arbeit und vieles mehr dürfen bleiben, sie müssen aber durch neue, veränderte Angebote und Aktionen ergänzt werden. Und hier arbeitet der CVJM Wolfsburg vorbildlich; ich nenne nur den Sozialsport, Sportangebote im Strafvollzug, die internationalen Maßnahmen, die Zeltlager und Angebote auf dem CVJM-Freizeitgelände, das Sportmobil, den Bauspielplatz und vieles mehr. Auch in den Sponsoren-Initiativen geht es um Geld für benachteiligte Kinder und Jugendliche vor Ort und in der Welt.   

 

Der CVJM Wolfsburg mit seinen Verantwortlichen, dem Ideengeber Manfred Wille, ist in seiner Geschichte und bis heute immer wieder aufgebrochen, hat Gastfreundschaft gelebt, sich jungen Menschen aus anderen Ländern aktiv zugewandt.  

 

Mir persönlich gefällt der Slogan des Jubiläums und der Arbeit in den zurückliegenden 40 Jahren: „Engagement für Neubürgerinnen und Neubürger.“ Es heißt nicht Engagement für Spätaussiedler oder geflüchtete Menschen, sondern für Neubürger. Vorbehaltlos begegnet man den „Neuen“!  

 

Ich freue mich über die vielfältige Arbeit des CVJM Wolfsburg. Als CVJM-Bewegung ist es uns wichtig, dass Jesus Christus in unseren Angeboten mit dabei ist, im wahrsten Sinne des Wortes „mit im Spiel“ ist.

 

In aller Coolness sehnen sich junge Menschen bis heute nach verlässlichen, tragfähigen Beziehungen und Werten. Auch deshalb bleibt die Arbeit des CVJM so wichtig und wertvoll für junge Menschen. Mit der Liebe Jesu, die uns selbst täglich neu begegnet und ermutigt, wollen und können wir weiterhin jungen Menschen vorbehaltlos entgegentreten und sie „ins Leben“ begleiten.  

 

Ich danke den Verantwortlichen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im CVJM Wolfsburg herzlich für das hohe, starke Engagement und wünsche Ihnen im Unterwegssein mit den Kindern und Jugendlichen, ob Bürger oder Neubürger, viel Freude, immer wieder neue Ideen, Kreativität und Liebe.

 

Gottes Segen und Frieden sei mit euch! Herzliche und dankbare Grüße nach Wolfsburg

 

Euer

 

Karl-Heinz Stengel

Präses des CVJM Deutschland

 

Ein besonderer Höhepunkt der sozialsportlichen Aktionen des CVJM Wolfsburg in den letzten 50 Jahren war die Ehrung 2012 durch den damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck von Manfred Wille mit dem Bundes-Verdienstkreuz im Schloß Bellevue in der Bundeshauptstadt Berlin 2012. "Aber ohne die segensreiche Unterstützung von vielen Daumendrückerinnen und Daumendrückern, Mutmacherinnen und Mutmachern, Ideengeberinnen und Ideengebern wie zum Beispiel Frank-Michael Mücke vom LandesSportBund wäre diese Auszeichnung nicht möglich gewesen", ist der Geehrte heute noch dankbar für die tollen Hilfen und Hinweise.

 

Ein weiterer Höhepunkt war sicherlich der Empfang von Schülerinnen und Schülern aus Sulingen, Havelberg und Sulingen durch den damaligen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, in Lausanne in der Schweiz im Rahmen der Paddeltour "Wir sitzen alle im selben Boot - in Ost und West" im Jahr 1990.

Broschüre: „40 Jahre Sport im Strafvollzug - 40 Jahre christlicher Sozialsport: Vorbeugende Maßnahmen für jüngere und ältere Menschen sind ein guter Opferschutz“ hier klicken. Buch: „CVJM bewegt – 40 Jahre Aktionen mit und für Neubürgerinnen und Neubürger – „Auf das Erreichte sind wir stolz!““ hier Klicken Broschüre: „Sport mit Aussiedlern und Einheimischen: Von den Anfängen bis zur Goldplakette“ hier Klicken Broschüre: „Westhagener Pausenliga – vor zehn Jahren begann es“ hier klicken

 

Thema des Monats September 2019: "Herzlichen Glückwunsch: Das Programm "Integration durch Sport" feiert 30-jähriges Jubiläum - Deutscher Olympischer Sportbund- LandesSportBund Niedersachsen - CVJM Wolfsburg von Anfang an dabei" Zum Artikel hier klicken