Thema des Monats November 2022: Vor 50 Jahren fahren junge Leute aus Wolfsburg zum ersten Mal zu den Deutschen CVJM / Eichenkreuz Meisterschaften im Tischtennis - Gottes Wort und Sport - CVJM-Motto "Leib, Geist, Seele" - Format begeistert Teilnehmerinnen und Teilnehmer - soziale Dimension im christlichen Sport - Hobbysportlerinnen und Hobbysportler immer gern dabei - mit dem Polizeiauto zur Meisterschaft - hiesiger CVJM richtet auch Meisterschaften in Westhagen im Tischtennis und Volleyball aus
1972 im November fuhren sechs junge Leute mit vielen großen Erwartungen zu den Deutschen Eichenkreuz / CVJM Meisterschaften im Tischtennis gen Süden. Zuvor hatten sie die Norddeutschen CVJM Tischtennis Mannschafts-Meisterschaften in Sarstedt gegen den Favoriten CVJM Nienburg um Rudolf Lohr gewonnen. Naja, die Volkswagenstädter mussten viel Lehrgeld bezahlen und wurden Letzter. Aber Ergebnis
war mehr als Erlebnis! Die ersten Meisterschaften sind in bleibender Erinnerung bei den Tischtennisspielern geblieben. Das Format mit Begrüßung, gemeinsamen Abend mit Essen, Sportgottesdienst und natürlich Sport entsprechend dem CVJM-Motto „Leib, Geist Seele“ begeisterte sie. Tischtennisfachwart war damals Herrmann Ortlieb, der sie vorbildlich betreute. Und so entstand eine segensreiche Zusammenarbeit über Jahrzehnte – nicht nur im Tischtennis, sondern auch im Volleyball.
Aus den Begegnungen beim Eichenkreuzsport und dem sozialsportlichen Einsatz in der evangelisch-lutherischen St. Marien-Kirchengemeinde in der Wolfsburger Nordstadt und den sportlichen Begegnungen in der Jugendanstalt (JA) Hameln entstand bei den jungen Leuten der Wunsch, dem organisierten Sport beizutreten. So wurde 1976 der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) Wolfsburg Mitglied im LandesSportBund (LSB) Niedersachsen, im Tischtennis Verband Niedersachsen (TTVN) und im Volleyball Verband Niedersachsen (NVV = jetzt Nordwestdeutscher Volleyball Verband) und begann neben dem christlichen Sozialsport auch mit Punktspielen im Tischtennis und Volleyball.
2006 wurde der CVJM Wolfsburg mit der Niedersächsischen Sportmedaille, der höchsten Sport-auszeichnungen für Sport-Vereine in Niedersachsen, durch die Landesregierung und den LandesSportBund während des Jahresempfanges des Sports in Hannover ausgezeichnet.
In den Jahren nach ihrem ersten Einsatz fuhren Wolfsburgerinnen und Wolfsburger immer wieder zu Eichenkreuz-Meisterschaften – dann wesentlich erfolgreicher. Im Jugenddoppel wurden Andreas Otte und Ingo Köhler im Tischtennis Deutscher Vize-Meister in Hamm, und 1993 wurde der CVJM in Westhagen Deutscher Volleyball Meister. Im Tischtennis wie im Volleyball belegten sie häufig vordere Plätze. 1994 wurden die Sozialvolleyballerinnen und Sozialvolleyballer Europäischer Mixed Volleyball Meister und bei den europäischen YMCA Vereinsmeisterschaften 1994 in Ikast / Dänemark einen vorderer Platz belegt. In Liepaja / Lettland 1992 nahmen Tischtennisspieler an einem internationalen Turnier mit der evangelischen Jugend Berlin teil. Und mit Stephan Schalow spielte auch ein Vertreter des hiesigen CVJM bei den Volleyball Europa Meisterschaften mit.
Im Jahr 1973 kaufte sich der CVJM einen Vereinsbulli - damals wohl der erste in der Wolfsburger Jugend-arbeit. Eine Anekdote von der ersten Fahrt zu den
Mannschafts-Tischtennis-Meister-schaften. "Wir hielten an einer roten Ampel und Leute reichten uns Getränke in den Bulli", erinnert sich Hans-Werner Ristau. Später fuhren die Eichenkreuzsportler
mit einem grün-weißen ehemaligen Polizei-Bulli zu Meisterschaften, Punktspielen und Zeltlager. "Es war immer prima, wenn uns unsere 'Kollegen' in Deutschland gegrüßt haben", erzählt Hans-Jürgen
Wille schmunzelnd. Häufig erhielten sie Fahrzeuge vom VW-Sportdienst und vom Diakonischen Werk Wolfsburg.
Neben dem sportlichen Vergleich standen ebenso soziale Aspekte im Vordergrund bei der Teilnahme der Eichenkreuz-Meisterschaften. In den Teams der christlichen
Sozialsportlerinnen und Sozialsportler waren häufig deutschstämmige Spätaussiedler, Ausländer, Ausländerinnen, Asylbewerber, Sozialschwache, inklusive Menschen, Arbeitslose die gemeinsam
zusammenspielten und durch die Fahrten Deutschland und die hiesigen gesellschaftlichen Mitspieler wie Sport, Politik, CVJM, Kirche besser kennenlernten. 1986 waren zum Beispiel die Deutschen
Volleyball B-Meisterschaften in das Bundessportfest des CVJM Westbundes in Essen unter dem Motto "Gottes Wort und Spiel und Sport" eingebettet. Eine Anekdote: In den neunziger Jahren nahmen
russlanddeutsche Jugendliche aus Westhagen regelmäßig an den Tischtennis-Meisterschaften teil. Sie waren schon "Maskottchen" der Turniere. Einmal in Berlin hatten sie sich verlaufen und 30, 40
Eichenkreuzsportlerinnen und Eichenkreuzsportler suchten sie um das Gemeindezentrum herum und riefen laut "Viktor" und "Eduard" und "Alexander". Nach einer Viertelstunde, halben Stunden waren sie
endlich gefunden und alle - voran natürlich die 14-Jährigen - waren erleichtert.
Aber die Wolfsburgerinnen und Wolfsburger gaben auch die erhaltene Gastfreundschaft zurück. 1984 richteten sie die Deutschen-Volleyball-B-Meisterschaften in Wolfsburg-Westhagen. Im Rahmen des 50-jährigen Stadtjubiläums wurden die Deutschen-Tischtennis-Mannschafts-Meisterschaften mit Rekordbeteiligung in den Sporthallen des Schulzentrums Westhagen 1988 ausgerichtet ebenso wie 1991. Im Jahr 1993 wurden die Volleyball-Meisterschaften wiederum in Westhagen durchgeführt. CVJM-Sportreferent Rolf Müller und Oberschiedsrichter Siegfried Riechers vom NVV lobten die CVJMer: „Eine tolle Organisation. Es ist immer klasse, hier in Westhagen zu sein.“ Und tatsächlich: Im Schulzentrum stehen vier Hallen zur Verfügung, und in den Sporthallen der Hans-Christian-Andersen-Grundschule und der Regenbogen-Grundschulen konnten immer die Gäste kostengünstig übernachten wie auf dem CVJM-Freizeitgelände. 2004 feierte der Wolfsburger CVJM sein 60-jähriges Vereinsjubiläum und organisierte mit einem prallen Rahmenprogramm wie einem Auftritt des Gospelchores des CVJM Bissendorf und einer nächtlichen Stadtrundfahrt die Meisterschaften. Der damalige Westhagener Ortsbürgermeister Wilfried Goltz freute sich: „Der CVJM trägt viel zur Rufverbesserung von unserem multi-kulti Stadtteil Westhagen bei.“ Im Tischtennis und Volleyball wurden auch Nordbund-Meisterschaften ausgerichtet.
Dank gilt dem CVJM Deutschland mit Hermann Ortlieb, Rolf Müller, Uwe Wehner, Karlheinz Wesp, Erwin Krause, Heinz Uffelmann, Volker Kamin, Karl-Heinz Stengel,
Frieder Haas, dem CVJM Nordbund und dem CVJM Landesverband Hannover, Wolfsburger Politikerinnen und Politikern und der Verwaltung (Jugendförderung / Jugendamt, Sportamt / Geschäftsbereich
„Sport“ / Integrationsreferat / Sozialamt), der St. Marien-Gemeinde mit Pastor Artur Boettcher, dem evangelisch-lutherischen Kirchenkreis, dem damaligen Landessuperintendenten Ernst Henze, dem
Diakonischen Werk Wolfsburg um Diakonie-Pastor Arnulf Baumann und Wirtschaftsdirektor Gerhard Brockschmidt, dem organisierten Sport (LandesSportBund mit dem Bundesprogramm „Integration durch
Sport“ / NVV / TTVN / Volleyballregion Gifhorn-Wolfsburg / Tischtennis-Stadtfachverband mit Bernd Gierisch und Günter Donath/ Stadtsportbund), der VW-Sportförderung um Klemens Neumann und Axel
Diedrich, TSV Wolfsburg um Horst Riemann und Bernhard "Benno" Zeuner, TSV Ehmen um Gerhard Otte und den Wolfsburger Zeitungen und Printmedien für die faire und sachliche Berichterstattung in all
den Jahrzehnten. Natürlich gilt es den vielen Ehrenamtlichen und Helfern der ausrichtenden CVJM-Vereinen und den Engagierten beim eigenen Christlichen Verein Junger Menschen DANK zu sagen und
Superintendent Dr. Hinrich Buß, Pastor Daniel Janzen von den evangelischen Mennoniten Westhagen, dem Sportpfarrer der Evangelischen Kirche Deutschlands und Volleyball-Nationalspieler Klaus-Peter
Weinhold, Pastor Markus Lesinski und dem Posaunenchor der evangelisch-lutherischen Propstei Vorsfelde für die Gestaltung der Sportgottesdienste.
In den fünfziger und sechziger Jahren waren Eichenkreuz-Sportler aus der evangelisch-lutherischen Christus-Kirchengemeinde um Heinz Tschtentscher im CVJM Nordbund
aktiv. Sie nahmen besonders an den Leichtathletik-Meisterschaften teil. Damals hieß übrigens der CVJM noch Christlicher Verein Junger Männer und nicht
Menschen.
Liebe Geschwister im CVJM Wolfsburg, liebe Freunde und Förderer der Arbeit des CVJM Wolfsburg,
der CVJM Wolfsburg gehört zur großen CVJM-Gemeinschaft in Deutschland und ist dadurch auch Teil der faszinierenden weltweiten CVJM-Bewegung zu der in über 120 Ländern 45 Millionen Menschen
gehören. Der CVJM in Deutschland ist überparteilich, konfessionsunabhängig. Jährlich erreicht der CVJM mit seinen Programmen, Aktionen und Freizeiten fast 1 Million junge Menschen. Und der CVJM
Wolfsburg ist ein lebendiger Baustein in der Vielfalt dieser CVJM-Arbeit.
In den letzten Jahren sind in vielen CVJM-Vereinen die Fragen nach offenen Angeboten auch für die zu uns geflüchteten Kinder und Jugendlichen neu aufgebrochen. Auch die christliche Jugendarbeit ist im Umbruch. Als CVJM müssen wir im Blick auf die Ganztagsschulen, die vielen Jugendlichen und Kinder mit Migrationshintergrund und die Vielfalt der Angebote für junge Menschen umdenken, als CVJM verstärkt zu einer „Geh-Struktur“ werden. Wir müssen uns mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dorthin aufmachen, wo sich junge Leute treffen. Unsere bewährten Gruppenangebote, unsere „offene Tür“-Arbeit und vieles mehr dürfen bleiben, sie müssen aber durch neue, veränderte Angebote und Aktionen ergänzt werden. Und hier arbeitet der CVJM Wolfsburg vorbildlich; ich nenne nur den Sozialsport, Sportangebote im Strafvollzug, die internationalen Maßnahmen, die Zeltlager und Angebote auf dem CVJM-Freizeitgelände, das Sportmobil, den Bauspielplatz und vieles mehr. Auch in den Sponsoren-Initiativen geht es um Geld für benachteiligte Kinder und Jugendliche vor Ort und in der Welt.
Der CVJM Wolfsburg mit seinen Verantwortlichen, dem Ideengeber Manfred Wille, ist in seiner Geschichte und bis heute immer wieder aufgebrochen, hat Gastfreundschaft gelebt, sich jungen Menschen aus anderen Ländern aktiv zugewandt.
Mir persönlich gefällt der Slogan des Jubiläums und der Arbeit in den zurückliegenden 40 Jahren: „Engagement für Neubürgerinnen und Neubürger.“ Es heißt nicht Engagement für Spätaussiedler oder geflüchtete Menschen, sondern für Neubürger. Vorbehaltlos begegnet man den „Neuen“!
Ich freue mich über die vielfältige Arbeit des CVJM Wolfsburg. Als CVJM-Bewegung ist es uns wichtig, dass Jesus Christus in unseren Angeboten mit dabei ist, im wahrsten Sinne des Wortes „mit im Spiel“ ist.
In aller Coolness sehnen sich junge Menschen bis heute nach verlässlichen, tragfähigen Beziehungen und Werten. Auch deshalb bleibt die Arbeit des CVJM so wichtig und wertvoll für junge Menschen. Mit der Liebe Jesu, die uns selbst täglich neu begegnet und ermutigt, wollen und können wir weiterhin jungen Menschen vorbehaltlos entgegentreten und sie „ins Leben“ begleiten.
Ich danke den Verantwortlichen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im CVJM Wolfsburg herzlich für das hohe, starke Engagement und wünsche Ihnen im Unterwegssein mit den Kindern und Jugendlichen, ob Bürger oder Neubürger, viel Freude, immer wieder neue Ideen, Kreativität und Liebe.
Gottes Segen und Frieden sei mit euch! Herzliche und dankbare Grüße nach Wolfsburg
Euer
Karl-Heinz Stengel
Präses des CVJM Deutschland
Der CVJM Wolfsburg hat im CVJM Deutschland eine Vorbildfunktion im sozialen Bereich. Viele CVJM-Vereine spielen Tischtennis, Volleyball, Indiaca und andere Sportarten – der Wolfsburger CVJM fuhr auch ins Gefängnis und kümmerte sich um Neubürgerinnen und Neubürger. Damit ist er wohl einmalig im deutschen CVJM.
Karl-Heinz Wesp
ehemaliger Vorsitzender des Arbeitskreises „Sport“ im CVJM Deutschland
Der CVJM / Eichenkreuzsport
Der Eichenkreuzsport wurde 1921 durch Johannes Tack gegründet. Später wurde er in CVJM-Sport umbenannt. CVJM-Sport ist die Bezeichnung für die Sportarbeit des CVJM Deutschland. Er ist eine der vielfältigen Formen missionarischer Jugendarbeit des CVJM, seiner Mitgliedsverbände und Vereine. CVJM-Sport fördert ganzheitlich Körper, Seele und Geist
Der Sport im CVJM hat sich Grundzielgedanken gegeben:
Sport-Forum Gera 2003:
Sport ist ein unverzichtbarer Teil der missionarischen Arbeit des CVJM. Dabei wird Mission verstanden als das Zusammenwirken von Diakonie, Lehre, Verkündigung und Seelsorge.
Der CVJM empfiehlt den Leitungsgremien des Gesamtverbandes und seiner Mitgliedsverbände sich dieses Verständnis von Mission neu bewusst zu machen. Mit allen Arbeitszweigen des CVJM sind Konzepte zur praktischen Umsetzung zu entwickeln.
Der Sport bietet ein Trainingsfeld zur Persönlichkeitsentwicklung und Gewinnung an sozialer und sportfachlicher Kompetenz.
Sport-Forum Dassel 2007:
Position für die CVJM-Sportarbeit
Der Sport ist eine tragende Säule der CVJM-Arbeit und soll als missionarische Chance genutzt werden. Die missionarisch
Sportarbeit des CVJM wendet sich an den Menschen in seiner Ganzheit.
Grundlagen sind das biblische Menschenbild und die Pariser Basis. Die Wertevermittlung wird ermöglicht durch den gelebten Glauben der Mitarbeitenden und fördert eine ausgewogene Lebenskunst. Mitarbeitende begleiten und begeistern Menschen in ihren verschiedenen Lebensbereichen und verhelfen zu einer nachhaltigen Persönlichkeitsentwicklung. CVJM-Sport lebt von authentischen, gut ausgebildeten und begeisterungsfähigen Mitarbeitenden. Der CVJM hilft durch gezielte Förderung der Mitarbeitenden die Zukunftsfähigkeit der Sportarbeit zu festigen. Die fachliche Kompetenz des CVJM-Sports und der Arbeit mit jungen Menschen wird in der Öffentlichkeit wahrgenommen und baut Brücken zu anderen Bereichen. Durch ein ausgewogenes und vielseitiges Angebot werden Traditionen und Trends im CVJM-Sport berücksichtigt, werden Bewegungsräume eröffnet und Möglichkeiten für neue Arbeitsformen und innovative Projekte geschaffen.