Thema des Monats Juli/August 2019: Reiseerinnerungen an eine CVJM-Begegnungsfreizeit in Madrid/Spanien, eine Fahrt mit Kindern zum KFUM/KFUK in Dänemark und ein Besuch einer Bergschule in Nordthailand - der CVJM/YMCA weltweit und ökumenisch
Gut zu wissen: Viele CVJM-Gruppen bieten Fahrten und Freizeiten an. Und der CVJM hat in Deutschland Hotels und Heime in den Gäste
sicher und preisgünstig übernachten können. Der CVJM-Landesverband Hannover hat das Anne-Frank Haus in Oldau und ein Heim auf Spiekerog, der CVJM Braunschweig ein Hotel ebenso wie der CVJM
Hannover. CVJM-Hotels hier klicken.
Harro Lange, der Autor der Berichte über die Begegnungsfreizeit in Madrid und der Kinderfreizeit in Dänemark, war Landeswart des CVJM-Landesverbandes Hannover von 1979 bis 2004. Er hat in internationalen Aktionen des CVJM/YMCA viel mitgearbeitet und war bei der Weltjungedkonferenz des YMCA-Weltbundes in Mexiko Vertreter für den deutschen CVJM. Er ist ein ausgewiesener Kenner der CVJM-Arbeit auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene.
Manfred Wille ist ein Weltenbummler, der schon in den Vereinigten Staaten von Amaerika (USA), Spanien und Schweden Praktika im CVJM durchgeführt hat. Er war auf vielen nationalen und internationalen Tagungen und Konferenzen und hat gerade im christlichen Sozialsport Aktzente gesetzt. Er ist auch Mitglied im YMCA Chinag Mai/ Nordthailand. Während seiner Aufenthalte in Chiang Mai hilft er dem YMCA bei Day Camps und spielt in Schulen mit Kindern Volleyball.
Der CVJM: Weltweit und ökumenisch ... konkret - am Beispiel einer Begegnungsfreizeit mit dem CVJM Madrid
Es war etwa 1968 als in unseren kleinen Wennigser CVJM die weltweite Dimension des CVJM „einbrach“.
Es begann ganz einfach ... einer unserer Wennigser CVJM heiratete eine Spanierin, die mit ihren Eltern im Zuge des Anwerbens spanischer Gastarbeiter in Wennigsen heimisch geworden war.
Wir waren schon immer unternehmungslustig und vielseitig interessiert. Und irgendjemand hatte gehört, dass es in Madrid einen spanischen CVJM ( ACJ = Association Christana de Jovenes ) gäbe ... was sich nach Kontakt mit dem CVJM Gesamtverband als zutreffend erwies.
Da wir jetzt mit spanischer Unterstützung keine sprachlichen Probleme mehr hatten, lag die Idee förmlich in der Luft ... da fahren wir hin, die besuchen wir.
Es hat natürlich noch etlicher Telefonate und Briefwechsel, langer Planungsabenden und Finanzierungsbemühungen, Einarbeitung in Zuschussformulare und Klärung der Kontovollmachten etc. etc. bedurft, aber so begann 1971 mit dem ersten Besuch in Madrid die „ spanische „ Wennigser CVJM – Geschichte.
Die spanischen CVJMinnen und CVJMer haben uns mit offenen Armen empfangen – es waren reiche und schöne Tage, Tage der Begegnung und des Kennenlernens und auch die kulturellen Sehenswürdigkeiten in und um Madrid haben uns fasziniert.
Für viele war dieser Blick über den Zaun und diese ermutigenden Erfahrungen in der internationalen Begegnungsarbeit für weitere Auslandskontakte prägend ... Mexico, Irland und Weißrussland wurden später neue Ziele mit anderen Herausforderungen.
Wir haben die Begegnungsarbeit mit dem spanischen CVJM mit Besuchen und Gegenbesuchen über fast 12 Jahre durchgehalten. Sie ist dann durch die Entwicklung des spanischen CVJM zum Erliegen gekommen ... aber das ist eine andere Geschichte.
Ich selber habe in den 70`ern eine der Begegnungsreisen nach Madrid mitgemacht und später die Aufenthalte der Spanierinnen und Spanier hier in Wennigsen mit begleitet.
Was hat mich damals vor gut 50 Jahren so an CVJM-Auslandskontakten nachhaltig beeindruckt?
+ Ich habe die internationale Dimension der CVJM – Arbeit live erlebt ... sie bekam auf einmal Gesicht und Gesichter. Die weltweite Dimension des CVJM wurde konkret erlebbar,
+ ich habe begriffen, wir wahr die These des Weltbundes zur CVJM – Arbeit ist „Nothing is real, until ist local“ (Nichts real, bis es lokal/an der Basis ist),
+ ich habe die Erfahrung gemacht, dass es so etwas wie die berühmten roten dreieckigen Blutkörperchen doch geben könnte ... kommt man in einen fremden CVJM fühlt man sich sofort irgendwie heimisch.
+ Die Erfahrung und das Kennenlernen anderer CVJM relativiert ganz oft die eigenen Probleme und stellt Lebensstile und Gewohnheiten infrage ...
und das ist oft heilsam!!!!
Und noch etwas Besonderes für mich an den Spanienbegegnungen
+ Ich habe damals gelebte Ökumene kennen gelernt .... Wir haben als katholische und protestantische Christinnen und Christen gemeinsam Agapemahl feiern können, das Mahl der Erinnerung an Leben und Lehre Jesu Christi. Das war damals vor 50 Jahren alles andere als selbstverständlich. Wir haben das damals unbekümmert einfach getan und die Gemeinschaft im Glauben an Jesus Christus genossen.
Harro Lange
PS. Diese Begnungsfeizeiten in Madrid waren später Vorlage für den CVJM Wolfsburg nach Madrid in die evangelische Schule "El Porvenir" (Die Zukunft) zu fahren.
Reiserinnerungen an eine Jungscharfreizeit in Dänemark oder Auf Freunde schießt man nicht
Es ist etwa 30 Jahre her ... und doch, wenn ich an das Unterwegssein mit dem CVJM denke, kommt mir eine Begebenheit in den Sinn, die ich wohl nie vergessen werde.
Wir waren als CVJM Landesverband mit 50 Kindern im Jungscharalter aus sechs Ortsvereinen auf Freizeit in Dänemark oben an der Jammerbucht in Bjerget.
Durch Kontakte in den dänischen CVJM konnten wir für zwei Wochen eine ganze Internatsschule mieten, die während der Ferien leer stand und alles bot, was eine Ferienfreizeit braucht und haben dort herrliche Ferientage verbracht.
Mit Besuch eines dänischen CVJM –Camps, den abendlichen Andachten, eine Kutterfahrt, viel Sport und Getobe, mit langen Strandbesuche inklusive Burgenbau, Besuch eines dänischen Gottesdienstes, wo wir natürlich ein deutsches Lied vorsingen mussten mit anschließender Einladung zum Pölseressen, Bergfest usw. eben mit allem, was so eine Freizeit in Dänemark haben muss.
Von Seiten des Internats wurden wir bekocht, wir hatten und erfuhren jede erdenkliche Hilfe bei der Programmplanung etc.
Die Tage gingen wie im Flug dahin, der Abschied nahte und allen war schwer ums Herz ... wir hatten dies kleine Stück Dänemark liebgewonnen und aus den uns begleitenden Däneninnen und Dänen waren Freunde Innen geworden.
Nun gehört zu jeder Freizeit ein Abschlussabend mit besonderem Essen und Spielen und Singen und Sketchen usw. zu dem natürlich auch die Däninnen und Dänen eingeladen waren.
Alles war gut und lange vorbereitet ... eine der Teilnehmer hielt zum Abschluss eine kleine Dankschönrede. Und dann sprach der Schulleiter von dänischer Seite aus noch ein paar Worte.
Er bedankte sich für den Besuch, lud für das nächste Jahr wieder ein und sagte dann ... besonders an die Kinder gerichtet: „ Wisst ihr, dass wir hier eigentlich zusammen Friedensarbeit gemacht haben ?“
Er merkte sofort an den Gesichtern der Kinder, dass sie den Sinn seiner Worte nicht begriffen hat ... und er fuhr fort: „Dann sage ich es anders -
Auf Freunde schießt man nicht!“
Atemlose Stille und dann brach ein unbeschreiblicher Beifall los.
Er hatte Herz und Verstand der Kinder erreicht ...., denn das wissen doch alle: Auf Freunde schießt man nicht!
Harro Lange
Ein Schulbesuch einer Bergschule
in der Nähe von Chiang Mai in Nordthailand
Vormittags mache ich mich mit einem Sammeltaxi auf den Weg von meinem Hotel in Chiang Mai zur Busstation Chang Puak. Ich
rufe die Schule an, in einer Stunde bin ich an der Haltestelle. Verwunderte Blicke: Der "Farang" (westliche Ausländer) spricht etwas thailändisch. Und dann geht es 60 Kilometer mit dem Minibus
Richtung Norden in die Berge weiter nach Chiang Dao.
Endlich komme ich durchgeschüttelt an. Mein Kumpel und Kontaktlehrer Worasak Tayapong (Spitzname "Nui") wartet schon mit dem Moped auf mich. Es fängt an zu nieseln. Regenschirm aufspannen, ich
habe ein mulmiges Gefühl im Magen. Hält das klapprige Moped, frage ich mich in jeder Kurve. Einige jugendliche Schüler sind im Reisfeld. Praktischer Unterricht. Lachend begrüßen sie mich.
Kein Wunder, wir sind im Land des Lächelns.
Nach zehn Minuten geht es weiter. Den letzten Kilometer gehe ich lieber zu Fuß. Auf dem Gelände der "Maeornai-Schule" werde ich freundlich empfangen. Einige (staatlichen) Pfadfinder räumen die
Zelte auf. Am Wochenende haben sie gezeltet.
Dann mein großer Auftritt: Ich gehe in die erste Klasse. "Sawadee, krap" sage ich, guten Tag. Ich gehe zu den kleinen Schülerinnen und Schülern. "Khun chu arai, krap?" frage ich ein kleines
Mädchen, wie heißt du? Schüchtern antwortet es "Noi". Staunend erhält sie wie die anderen einen deutschen Glückspfennig, "samrap chokdie". Als Dank singen sie mir ein Lied vor. Ich bringe ihnen
die Zahlen von eins bis zehn bei. Und "ich heiße", und "ich komme aus Wolfsburg". Laut wiederholen sie immer die deutschen Worte. In den anderen Klassen werde ich noch strahlender empfangen: Es
hat sich herumgesprochen, dass ein "Farang" in der Schule ist. Später sagt mir Nui, sie haben mich als "Gigant" empfunden - ich bin doch nur 1,86 Meter lang.
Stolz zeigen sie mir ihre sportliche Leistungen. Die Kleinen in ihren weiß-blauen (Mädchen) und weiß-braunen (Jungen) Schuluniformen machen Gummitwist wie die Gleichaltrigen in Westhagen. Auf dem
Spielfeld kicken die Jugendlichen den Ball artistisch über das Netz. Ich soll mitspielen. Ich lasse den Jugendlichen doch lieber den Vortritt. Später spielen wir Volleyball. In einem Raum bewegen
die älteren Mädchen sich nach Karaoke-Rhythmen. Die Thais lieben Musik.
In ihrem Klassenzimmer üben einige Kinder einen Tanz ein - am Freitag ist Muttertag. Wie bei uns tanzen die Jungs aus der Reihe und albern herum. Stoische Ruhe bei der Lehrerin. Nur die Mücken
stören etwas.
Nein, mit den Schülern gibt es keine Probleme, betont Schulleiter Nattawood Rungrattannachai. Natürlich hat er die besten Schüler von Thailand. Er ist begeisterter Fußballfan. Er liebt den
deutschen Fußball. "Bundesliga" sagt er. Ich erzähle, der VfL Wolfsburg spielt auch in der Bundesliga. Aha. "Und wir hauen Bayern München in den Sack", sage ich. Das gefällt ihm nicht so - er ist
Bayern-Fan.
14.000 Baht verdient Nui im Monat - rund 300 Euro. Der Durchschnittslohn ist rund 120 Euro. Jeden Abend ist der 34-jährige noch Gitarrist in der Malibu-Band im Duangtawan-Hotel in Chiang Mai. Er
baut für seine Frau und seine zwei Kinder ein Haus. Eine Lehrerin ist noch Krankenschwester, eine andere putzt am Wochenende in einem Hotel, ein Lehrer baut Reis an...
Ich gehe zurück zu den Schülern und mache Fotos. Sie wollen die Fotos sehen. Plötzlich eine markante Frauenstimme. Das Klassenzimmer aufräumen und den Boden fegen, hat sie wohl gesagt. Es soll
noch die Prügelstrafe geben...
Um 16.30 Uhr Aufmarsch der Schülerinnen und Schüler auf dem Sportfeld. Es werden einige Ansagen gemacht. Ich bedanke mich. Die Kinder klatschen. Und dann wieder aufs Moped, in den Minibus, in das
Sammeltaxi. Abends spendiere ich mir eine wohltuende Fußmassage.
Manfred Wille