Thema des Monats Februar 2015: "Vielfalt leben" - das Integrationsreferat der Stadt Wolfsburg stellt sich vor - Integrationskonzept von Gruppen und Vereinen - wegweisende Impulse und Ideen für Wolfsburg, Niedersachsen und Deutschland
Das Thema des Monats im Februar ist das Integrationsreferat der Stadt Wolfsburg und das Integrationskonzept. Sylvia Cultus und Philipp Gramse vom städtischen Integrationsreferat haben im
Artikel ausführlich die Arbeit des Integrationsreferates und das Integrationskonzept vorgestellt. Die Diplom-Sozialpädagogin Sylvia Cultus ist seit April 2009 Leiterin des Referates. Der Co-Autor
Philipp Gramse ist seit Dezember 2014 im Referat tätig.
Der CVJM Wolfsburg beschäftigt sich seit rund 40 Jahren mit sozialen und integrativen Aktionen - besonders im Sport. Für dieses Engagement ist der hiesige CVJM zum Beispiel 1991 mit der
Goldplakette der Bundesregierung für vorbildliche Integration von deutschstämmigen Spätaussiedlern ausgezeichnet worden (hier klicken). Bei der Konzeption zum Programm "Integration durch Sport" des Deutschen Olympischen Sportbundes
(DOSB) hat der CVJM in den 80er Jahren entscheidend mitgearbeitet (hier
klicken). Zum Programm "Integration durch Sport" des Deutschen Olympischen SportBundes (hier klicken).
Auf dem Internetauftritt "Westhagener Pausenliga" sind zahlreiche Artikel zum integrativen und sozialsportlichen Themen: "Integrationstagung der IG Metall: Miriam Calabrese stellt das Wolfsburger Integrationskonzept vor" und "Islamische Religiosität im Integrationsprozess": Interessanter und informativer Vortrag im Islamischen Kulturzentrum Wolfsburg" und RESPEKT: Vorbildliche Aktion gegen Rassismus von IG Metall Wolfsburg, Volkswagen, VW-Betriebsrat und VfL-Bundesligafußballer. In den Rubriken "Berichte über Aktionen" und "Thema des Monats" werden noch verschiedene Aktionenen wie zum Beispiel "Ramadan" vorgestellt. In der Rubrik "Urlaubsgeschichten und Reiseberichte" sind zahlreiche Reportagen - auch über eine Pilgerreise nach Mekka - über Reisen im Ausland.
Vor etwas mehr als 40 Jahren, am 20. März 1974, erfolgte die konstituierende Sitzung des Ratsausschusses für Ausländerangelegenheiten – dem heutigen Ausschuss für Migration und Integration. Der erste und für Jahrzehnte einzige Ausschuss mit Beteiligung ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Bundesrepublik Deutschland. Gleichermaßen wurde das bundesweit erste Ausländerreferat, das heutige IntegrationsReferat der Stadt Wolfsburg, eingerichtet. Diese beiden Einrichtungen stellten in den frühen 70er Jahren völlig neue Instrumente der politischen Mitwirkung ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger für mehr gesellschaftliche Teilhabe und für mehr soziale Gerechtigkeit dar. Das Integrationsreferat ist heute mehr denn je eine besondere Anlaufstelle innerhalb der Stadtverwaltung für Mitbürgerinnen und Mitbürger, die aus dem Ausland zu uns kommen, um hier zu leben.
Sylvia Cultus bearbeitet gemeinsam mit ihren fünfzehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Fülle an Themen in verschiedenen Handlungsfeldern, um Menschen mit Zuwanderungsgeschichte die Integration in die Wolfsburger Stadtgesellschaft zu erleichtern.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BfMF) definiert Integration folgendermaßen: „Integration ist ein langfristiger Prozess. Ziel ist es, allen Menschen, die dauerhaft und rechtmäßig in Deutschland leben, in die Gesellschaft mit einzubeziehen. Zuwanderern soll eine umfassende und gleichberechtigte Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen ermöglicht werden…“
Das dreiköpfige Team „Interkulturelle Beratung“ gibt Hilfestellung beim Ausfüllen von Formularen, begleitet Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu anderen Institutionen innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung und berät kompetent zu wichtigen Themen, wie Arbeit, Unterkunft, Schule, Gesundheitswesen, soziale Dienste etc. – und das in acht Sprachen! Ausländische Kulturvereine erfahren im IntegrationsReferat ebenfalls Unterstützung. Neben der Beratung hinsichtlich organisatorischer Fragestellungen können Zuschüsse für eigene Aktivitäten beantragt werden.
Ein weiteres Unterstützungsangebot bieten vier Mitarbeitende im Bereich der Koordinierten Hausaufgabenhilfe der Stadt Wolfsburg, die im vergangenen Jahr ihr 35-jähriges Jubiläum begehen konnte. Im Mittelpunkt der Jubiläumsveranstaltung unter dem Motto „Wir sagen Danke“ im Hallenbad – Kultur am Schachtweg standen die Betreuerinnen und Betreuer, die tagtäglich die tatsächliche Arbeit mit Kindern mit Zuwanderungsgeschichte in Wolfsburger Schulen verlässlich und kompetent geleistet haben. In den vergangenen 35 Jahren kamen etwa 800 Betreuerinnen und Betreuer in Hausaufgabengruppen und in der Einzelförderung zum Einsatz. Aktuell werden an 24 Schulstandorten circa 500 Kindern mit Zuwanderungsgeschichte von etwa 100 Lernförderkräften betreut. Ausgangspunkt hierfür war ein Beschluss des damalig sogenannten Ausländerausschusses, der mit der Einrichtung einer „dopo scuola“ (Nachhilfe) für zunächst italienische und deutsche Schulkinder ein erfolgreiches wie nachhaltig wirksames Instrument der Integration schuf.
Im Zuge der Erarbeitung des Wolfsburger Integrationskonzeptes „Vielfalt leben“ etablierte sich im IntegrationsReferat der Arbeitsschwerpunkt „Interkulturelle Öffnung der Stadtverwaltung und des Wolfsburger Klinikums (ikö)“, vertreten durch das dreiköpfige Team „Integration“. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern, wie dem Bildungszentrum Wolfsburger Volkshochschule, wurden zwölf Personen zu interkulturellen Trainerinnen und Trainern ausgebildet, die im Oktober 2014 durch das renommierte Göttinger Institut IKUD-Seminare zertifiziert wurden. Die Durchführung von interkulturellen Trainings ist ein wesentlicher Baustein für das Konzept zur interkulturellen Öffnung der Verwaltung und des Klinikums. Ziel ist es, Mitarbeitenden in den genannten Bereichen eine interkulturelle Handlungskompetenz zu vermitteln. Die Teilnehmenden erhalten während der zweitägigen Schulungen Gelegenheit, kulturell bedingte Handlungsmuster zu erkennen und zu überprüfen sowie geeignete Maßnahmen für den jeweiligen Arbeitsbereich zu entwickeln.
Ein weiterer Tätigkeitsbereich ist in der Antirassismus-Arbeit angesiedelt. Seit Anfang 2011 ist Wolfsburg Mitglied in der Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus (ECCAR). Ziel der 2004 von der UNESCO gegründeten Initiative ist es, ein weltweites Netzwerk von Städten einzurichten, die sich gemeinsam für einen wirkungsvollen Kampf gegen Rassismus, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit einsetzen. Anhand eines 10-Punkte-Aktionsplans werden Strategien entwickelt, um sich gegen Rassismus und Rechtsextremismus wirksam entgegen zu stellen. Die Stadt Wolfsburg ist verpflichtet, im regelmäßigen Abstand von zwei Jahren, einen Tätigkeitsbericht zum 10-Punkte-Aktionsplan zu erstellen. Der aktuelle Bericht von 2014 ist auf der Homepage des Integrationsreferates und unter www.eccar.info nachzulesen.
Zusammen mit dem Landespräventionsrat Niedersachsen und in Kooperation mit dem proVal-Institut sowie dem Zentrum Demokratische Bildung organisierte das Integrationsreferat in 2014 eine modulare Qualifizierung zur Fachkraft für Opferberatung im Handlungsfeld rechtsextremer Gewalt in Wolfsburg, die zwei Mitarbeitende der Verwaltung erfolgreich abgeschlossen haben.
Das Wolfsburger Integrationskonzept „Vielfalt leben“
In einem stadtweiten Beteiligungsprozess haben Wolfsburger Bürgerinnen und Bürger in der Zeit vom März 2010 bis April 2011 ein Integrationskonzept für die Stadt Wolfsburg erarbeitet. Während mehrerer Workshops wurden insgesamt 275 Maßnahmevorschläge zur Optimierung von Integration in fünf Handlungsfeldern diskutiert und zur Umsetzung empfohlen. Im Juni 2011 verabschiedete der Rat der Stadt Wolfsburg das Integrationskonzept „Vielfalt leben“. Damit wurden die entwickelten Leitziele für das Integrationskonzept anerkannt. Handlungsfeld-übergreifende Maßnahmen einschließlich der Projekte werden vorrangig, die Handlungsfeld-bezogenen Maßnahmen sukzessive umgesetzt.
Das Integrationskonzept ist hier einsehbar (klicken)..
Die Handlungsfelder
Zu jedem Handlungsfeld wurden entsprechende Leitziele und Maßnahmen entwickelt. Eine Auswahl von konkreten Maßnahmen, die umgesetzt wurden.
Vorschulische und schulische Bildung
Zum Leitziel 1 dieses Handlungsfeldes „Die Sprachkompetenz Deutsch ist vorhanden“ wird in vielen Bereichen der Verwaltung mit Hochdruck gearbeitet. Als beispielhafte Maßnahme muss hier die außergewöhnliche Kooperationsvereinbarung zum Gesamtkonzept „Sprachbildung und –förderung entlang der Bildungsbiographie“ genannt werden, die im Januar 2015 zwischen dem Land Niedersachsen und der Stadt Wolfsburg getroffen wurde. Diese Kooperation markiert einen Meilenstein für das Strategische Bildungsmanagement der Stadt unter der Federführung des Bildungsbüros und der Wolfsburger Volkshochschule.
Gesundheit und Pflege
Eine Fachtagung zum Thema „Migration und rechtliche Betreuung“ hat mit Unterstützung des Integrationsreferates stattgefunden.
Wohnen und Nachbarschaft
Schwimmkurse für Frauen mit Zuwanderungsgeschichte. Organisation und Durchführung erfolgte von Seiten der DLRG.
Deutschkurse im Asylbewerberheim Fallersleben und Suhler Straße, die ehrenamtlich vom Ehepaar Brigitte und Günter Schütte sowie einem Team von ehemaligen Lehrern für Flüchtlinge angeboten werden.
Kultur, Freizeit Sport
Das Integrationsreferat ist seit 2012 verantwortlich für die Vergabe des jährlichen Integrationspreises der Stadt Wolfsburg.
Jährlich wird ein „Interkultureller Frauensporttag“ durchgeführt. Eine Kooperationsveranstaltung des Stadtsportbundes Wolfsburg, städtische Geschäftsbereich Sport, städtische Geschäftsbereich Jugend, Gleichstellungsreferat und Integrationsreferat.
Wirtschaft und berufliche Bildung
Das Projekt „Interkulturelle Väterarbeit“ wurde nach einer Laufzeit von vier Jahren mit der Einrichtung des „interkulturellen Väterbüros“ 2014 in ein dauerhaftes Beratungsangebot umgewandelt – eine Kooperation zwischen dem Geschäftsbereich Jugend (Erziehungsberatungsstelle), Gleichstellungsreferat und dem Integrationsreferat.
Seit September 2011 befindet sich im Jobcenter Wolfsburg eine Beratungsstelle zur Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse.
Das Integrationsreferat hat eine Befragung durchgeführt, mit dem Ziel herauszufinden, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Zuwanderungsgeschichte in der Stadtverwaltung beschäftigt sind.
Mit dem Ratsbeschluss wurde dem IntegrationsReferat die Federführung für die Umsetzung und Weiterentwicklung des Integrationskonzeptes übertragen. Es besteht für interessierte Bürgerinnen und Bürger, für Vereine oder sonstige Einrichtungen die Möglichkeit, für Projekte zur Umsetzung von Integrationsmaßnahmen eine finanzielle Förderung zu beantragen.
Kontakt
Rathaus B, Zimmer 227
Telefon 05361 28-2672
E-Mail
integrationsreferat@stadt.wolfsburg.de
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