Thema des Monats März/April 2015: 40 Jahre Bonhoeffer-Kirchengemeinde - 40 Jahre segensreiche Arbeit in Westhagen für Westhagenerinnen und Westhagener

Florian Herterich
Florian Herterich

Der Autor des Themas des Monats März/April 2015, Florian Herterich, ist Pastor der evangelisch-lutherischen Bonhoeffer-Kirchengemeinde.

 

Weitere Artikel zur Bonhoeffer-Kirchengemeinde auf diesem Interneatuauftritt sind unter anderem: "Bonhoeffergemeinde: Offene Kirche am Donnerstag Vormittag lädt Westhagener ein" , "Weihnachtsfeiern in der evangelisch-lutherischen Bonhoefferkirche in Westhagen" und "Spuren hinterlassen: Hedi und Robert Schumann verlassen die Westhagener Bonhoeffer-Gemeinde - Ökumenischer Gottesdienst - letzte Predigt - viele Besucher - Gottes Segen". Einen Überblick über Kirchen in Westhagen gibt es auch auf diesem Internetauftritt (hier klicken).


Mehr Informationen zur Bonhoeffer-Gemeinde aum den Internetauftritt des Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen (hier klicken) und auf dem eigenen Auftritt der Gemeinde (hier klicken).

Die Bonhoeffer-Kirchengemeinde vom Westhagener Markt aus
Die Bonhoeffer-Kirchengemeinde vom Westhagener Markt aus

In diesem Jahr feiert die Bonhoeffergemeinde ihren 40. Geburtstag. Am 9. März 1975 ist das Gemeindezentrum geweiht worden, das heißt, mit einem Gottesdienst wurde damals das Mehrzweck-Gebäude dem Gebrauch der Westhagener Gemeinde übergeben. Seit damals ist viel passiert. Wir blicken zurück und nach vorne. Und wir geben eine Übersicht über das Leben unseres Namensgebers, Dietrich Bonhoeffer.

 

Zu Anfang der 70er Jahre beginnt in Westhagen die kirchliche Arbeit der Landeskirche Hannovers. Ein Ableger der Paulusgemeinde vom Laagberg entsteht im Neubaugebiet Westhagen. Es gibt keine Kirche, keine Traditionen, alles ist Neuland.

 

Innerhalb von zwei Jahren bildet sich unter den Bewohnern eine Gemeinde. Im Subzentrum am Stralsunder Ring feiert sie ihre Gottesdienste. Der Raum steht allen möglichen Aktivitäten offen. Verschiedene Konfessionen beten zu ihren Zeiten und leben nebeneinander ihre unterschiedlichen Kulturen.

Die Bonhoeffergemeinde versteht sich als "Offene Kirche"
Die Bonhoeffergemeinde versteht sich als "Offene Kirche"

Im April 1974 gibt sich die Bonhoeffergemeinde selber Richtlinien für ihre Arbeit.

 

 Hier Auszüge daraus:

1. Die Bonhoeffer Kirchengemeinde möchte ihre Arbeit als Dienst am heutigen Menschen verstehen. Sie weiß sich damit dem Evangelium Jesu Christi verbunden.​ In seiner Person trat Gott an die Seiten der Menschen und machte die Not und die Sehnsucht des Menschen aller Zeiten zu seiner eigenen. So will die Bonhoeffer Gemeinde nicht Kirche für sich, sondern Kirche für andere sein.

Der Innenraum der Bonhoeffer-Kirche
Der Innenraum der Bonhoeffer-Kirche

2. Das bedeutet, dass sich die Bonhoeffer-Gemeinde nur von den Gemeindemitgliedern aus konstituieren kann. Die jetzigen und zukünfigen Beweohner Westhagens sollen nicht mit einem vorher festgelegten Angebort konfrontiert werden, sondern mitveranstwortlich beim aufbau und Ausbau der Gemeindearbeit tätig sein.

3. Will die Arbeit wirklich auf die Bedürfnisse der Bewohner Westhagens eingehen, so wird sie flexibler strukturiert sein müssen, nicht nur während des Aufbaus, sondern auch danach.

Der Erntefest-Gottesdienst in der Bonhoeffergemeinde
Der Erntefest-Gottesdienst in der Bonhoeffergemeinde

4. Schließlich wird es sich für die Arbeit der Bonhoeffer Gemeinde als notwendig und fruchtbar erweisen, für eine Kooperation mit anderen Trägern und Aktivitäten in Westhagen offen zu sein. Gerade dadurch könnte etwas von dem der Kirche aufgetragenen uneigennützigen Dienst am Menschen im Sinne des Evangeliums deutlich gemacht werden.


Deutlich sind die Einflüsse der Gedanken und Vorstellungen Dietrich Bonhoeffers zwischen den Zeilen zu erkennen. Wichtige Stichworte wie "religionsloses Christentum" und seine Überzeugung, dass Kirche nur dann Kirche ist, wenn sie für andere da ist, spiegeln sich in unseren Richtlinien deutlich wider.

Seniorinnen "tragen" gemeinsam mit Pastor Robert Schumann die Welt auf ihren Händen beim Lauf für Frieden und Toleranz 2008
Seniorinnen "tragen" gemeinsam mit Pastor Robert Schumann die Welt auf ihren Händen beim Lauf für Frieden und Toleranz 2008

1976 wird der Bonhoeffer-Kindergarten eröffnet. Von Anfang an stehen die Erzieherinnen und Erzieher vor der schweren Aufgabe, Kinder aus zahlreichen Nationen ohne Deutschkenntnisse und aus zum Teil schwierigen Familienverhältnissen zu begleiten bis zur Schulreife. Als Gäste sind mehrmals in der Woche die Mitglieder der "Brüdergemeinde" (deutschstämmige Spätaussiedler aus der damaligen Sowjetunion) im Gemeindezentrum am Marktplatz. So ist es bis heute.

 

1995 Kurz vor Weihnachten wird der neue Kirchbau eingeweiht. Die Hillebrandt-Orgel erklingt, wenn auch noch nicht ganz fertig (Sie wurde erst 2014 vollendet.).

 

 

Im Pfarramt der Gemeinde waren bisher unter anderem tätig:

 

 

Erich Marahrens, Ludwig Doerne, Dietmar Rehse, Susanna Kempin, Elke Haarnagel, Hartmut Hoidis, Konrad Pöpel, Robert Schumann, Florian Herterich

Das Jubiläums-Programm der Bonhoeffergemeinde


JANUAR 23.01. um 20.00 Uhr Orgelkonzert Markus Manderscheid
FEBRUAR 22.02. um 17.00 Uhr Film-Gottesdienst „Die letzte Stufe“
mit Pastorin Meike Drude
MÄRZ Datum folgt! Baumpflanz-Aktion mit der Stadt Wolfsburg
APRIL 25.04. um 10.00 Uhr Westhagen-Spaziergang mit Udo Mindt
MAI 09.05. um 8.30 Uhr Tagesfahrt nach Berlin
„Auf den Spuren Bonhoeffers“
JUNI 20.06. um 14.00 Uhr Gemeindefest
JULI 12.07. um 10.00 Uhr Jubiläumsgottesdienst
AUGUST 30.08. um 19.00 Uhr Szenische Lesung „Briefe aus der Haft“
mit Meera K. Drude
SEPTEMBER 17.09. um 18.00 Uhr Konfi-Jugend-Gottesdienst
„Ich bin mutig!“
OKTOBER 08.10. um 20.00 Uhr „Clemens Bittlinger“ Konzert
NOVEMBER 21.11. um 19.00 Uhr Licht-Show „Faszination aus Licht und Ton“
mit Thomas Gottschalck
DEZEMBER jeweils um 18.00 Uhr 12 Nächte „Von der Menschwerdung
zum Erscheinen des Herrn“

40 Jahre Bonhoeffer-Kirchengemeinde Wolfsburg-Westhagen
Bonhoeffer_Jubiläumsbroschüre pdf.pdf
Adobe Acrobat Dokument 6.7 MB

Noch einige Ausführungen zum Namensgeber der Kirchengemeinde, Dietrich Bonhoeffer:

Geboren am 4. Februar 1906 in Breslau. Gestorben am 9. April 1945.

Er wurde nur 39 Jahre alt, und es gehört zu den verborgenen Seiten seiner Person, dass er zuvor in sich gespürt hat, dass er kein hohes Alter würde erleben dürfen.

Er war das sechste von acht Kindern einer wohlhabenden Familie. Seine Mutter ist die Enkelin des großen evangelischen Kirchenhistorikers Karl von Hase.

Mit dem Schrecken des ersten Weltkrieges vor Augen (sein Bruder Walter starb als Soldat) sucht er nach Antworten auf das Leben, den Tod und das ewige Leben.

Er wurde Theologe, Pastor, Dozent an der Universität Berlin.

In Deutschland kamen die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler an die Macht.

Bonhoeffers öffentliche kritische Äußerungen wurden unterdrückt.

1933 Reichstagsbrand, Ermächtigungsgesetz, Bücherverbrennung, Terror auf jüdische Geschäfte

1935 Bonhoeffer wird Direktor des Predigerseminars in Finkenwalde

2 Jahre lang bildete er hier als Anhänger der regimekritischen "bekennenden Kirche" Pfarrer aus und schrieb Bücher.

1939 Reichskristallnacht; Bonhoeffer reist nach England und Amerika.

Er wurde Teil einer Verschwörung gegen Hitler, knüpfte Auslandskontakte und suchte Verbündete für die geheimen Aktionen gegen den Führer. Attentate misslingen.

Bonhoeffer wird 1943 verhaftet. Er wird nie wieder frei kommen.

Er selbst schreibt aus der Haft Briefe an seine Familie. Auch verborgene, chiffrierte Botschaften sind darunter. Viel Briefkontakt hält er zu Maria von Wedemeyer, mit der er sich verlobte. Beide planen ausführlich die Hochzeit und die gemeinsame
Wohnung.

1945 am Neujahrstag entsteht Bonhoeffers berühmtes Gedicht "Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag."

9.4.1945 Hinrichtung im KZ Flossenbürg wegen "politischen Hochverrats"