Thema des Monats Juli 2014: Der Fastenmonat Ramadan hat begonnen: "Wie ich als junge konvertierte Muslima das Fasten sehe ...." - auch Wolfsburger Muslime nehmen am Fasten teil

Mareike "Meryem" Benke
Mareike "Meryem" Benke

Die 23-jährige Mareike Benke, Mutter von zwei Kindern, beschreibt aus ihrer persönlichen Sicht den Fastenmonat Ramadan. Sie ist zum Islam konvertiert und wird seit dem Kirchenübertritt "Meryem" gerufen. Sie wohnt in Wolfsburg und besucht regelmäßig das Islamische Kulturzentrum am Berliner Ring.

 

Zum Ramadan gibt es auf diesem Internetauftritt unter Berichte über Aktionen 2011 (04.08.2011) schon einen Artikel "Ramadan: Der islamische Fastenmonat hat begonnen - Wolfsburger fasten mit" (hier klicken). Unter Urlaubsgeschichten auf diesem internetauftritt gibt es einen schönen Reisebericht "Wunderschönes Erlebnis: Ramadan in Mekka - Wolfsburger Moslems zum Gebet an der Kaaba im Innenhof der Al-Haram-Moschee während einer für sie gesegneten Zeit" (hier klicken)

 

Mohamed Ibrahim
Mohamed Ibrahim

Mohamed Ibrahim, aktiv im Islamischen Kulturzentrum Wolfsburg, beschreibt sich auf seiner Internetseit wie folgend: "Mensch, Muslim, Araber, Ägypter, Beduine aus dem Norden Sinai, Jahrgang 1972, in Deutschland seit 1993, verheiratet und fünffacher Familienvater". 

 

Er ist im Islamischen Kulturzentrum zu erreichen und beantwortet gern Fragen zum Islam: Telefon 05361/2764572. Internet: www.m-ibrahim.net. Inforamtion zum Islamsichen Kurlturzentrum gibt es im Internet: www.islam-wolfsburg.de.

Seit ich konvertiert bin, habe ich sicherlich schon einige Erfahrungen gesammelt, was das Leben als Muslima so ausmacht, so „besonders“ in der deutschen Gesellschaft macht. Ich habe gesehen, wie man plötzlich anders wahrgenommen wird, nur aufgrund von Äußerlichkeiten, und wie man plötzlich auf ein minimales Stück Stoff, das den Kopf bedeckt, reduziert werden kann.

 

Doch umso mehr ich diesen Reaktionen begegnete, umso größer wurde auch mein Wissensdurst, warum das denn so ist, warum wir Menschen so oberflächlich denken? Warum wird man plötzlich von Menschen zurückgewiesen, mit denen man vielleicht schon jahrelang in stetig gutem Kontakt stand? Warum ist die eigene Familie nicht im Stande, dazu über diese Äußerlichkeiten hinweg zu sehen? Und wieso steht es mir nicht einfach zu, mich zu bedecken, wie ich es möchte, wie es anderen zu steht, sich zu zeigen, wie sie es möchten?

 

Das sind Fragen, die mir durch den Kopf gingen und gehen, und es gibt für mich persönlich eine ganz gute Möglichkeit, all diesen weltlichen Problemen zumindest eine Zeit lang zu entfliehen und mich einfach mit dem Greifbaren, wirklich wichtigem im Leben zu beschäftigen. Eine Zeit, in der ich mich einfach auf mich konzentriere und den Sinn dieses Lebens. In der ich mich damit auseinander setze, woher ich komme, wer ich bin, wohin ich gehe und welche Werte für mich in dieser Welt wirklich wichtig sind.

 

Diese Möglichkeit heißt Ramadan.

 

Es ist mein erster Fastenmonat "Ramadan", den ich, so Gott will, mitfaste, und ich freue mich auf diese Erfahrung.

 

Früher taten mir die Fastenden einfach Leid, gerade wenn es in den Sommer fiel und man als Fastende und Fastender einen langen Tag ohne Nahrung, ohne Trinken überstehen musste.

 

Heute ist mir bewusst, was das Fasten wirklich bedeutet und welch guten Einfluss es auf unser Leben hat. Fasten bedeutet mehr als nur auf Nahrung zu verzichten. Es bedeutet viel mehr, sich darauf zu besinnen, was unser Leben so lebenswert macht.

 

Und das sind nicht die Geldscheine im Portmonee, es ist nicht das neue Auto oder der große Swimming Pool im eigenen Garten. ES sind die Dinge, die es uns erleichtern, die uns vielleicht stolz machen.

 

Aber sie machen uns nicht glücklich. Glücklich machen wir uns, indem wir uns ein Lächeln schenken, indem wir uns Zeit nehmen für die Menschen, die wir lieben, nicht lästern und einfach nur Gutes tun. Mit reinem Herzen.

 

Beim Fasten geht es nur rein äußerlich um den Nahrungsverzicht. Für uns Muslime ist es eine Zeit in der wir uns intensiv mit unserem Schöpfer beschäftigen und in
der wir uns besonders bemühen, uns der Sünden zu enthalten, den Koran lesen und auswendig lernen, nichts Verwerfliches bewusst anschauen, nichts Schlechtes reden, auf nichts Böses hören und nichts Böses tun.

 

Nach Möglichkeit sollten wir uns um die weltlichen Belange wie etwa Großeinkäufe, Umzüge etc. vor Ramadan bemühen, damit wir möglichst viel Zeit für unsere Religion haben.

 

Doch auch das äußere Fasten ist wichtig, damit wir zu schätzen wissen, was wir eigentlich haben. Welches große Glück es ist, dass wir nicht in Hunger leben müssen.

 

Mich persönlich macht der Gedanke daran, was wir hier zu Lande für eine riesen Auswahl an Nahrungsmitteln haben, sehr dankbar, aber es ist eben auch beschämend zu wissen, dass andere Menschen zeitgleich verhungern. Wir fühlen uns bestimmt alle ohnmächtig und machtlos, etwas zu bewirken. Aber was wir dabei leider vergessen ist, dass ich & du WIR ergibt.

 

Ich bin mir sicher, dass, so Gott will, wir zusammen sehr viel mehr schaffen können, als nur unser eigenes Glück durch Luxusartikel zu verschönern. Und wobei ich mir noch sicherer bin, ist, dass mir das Fasten im Monat Ramadan die Augen und mein Herz noch mehr für alles Gute öffnet!