Thema des Monats März 2013: Ostern - mehr als Frühlingsgefühle und Schokoladeneier

Dr. Roland Werner
Dr. Roland Werner

Diesmal schreibt Dr. Roland Werner im Thema des Monats über "Ostern". Dr. Roland Werner, Jahrgang 1957, ist seit dem 1. April 2011  Generalsekretär des Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) Gesamtverbandes in Deutschland. Er ist Sprachwissenschaftler, Theologe und Autor vieler Bücher. Er wird im April 2013 den Vorsitz des Vereins "ProChrist" übernehmen. Informationen zum deutschen CVJM gibt es im Internet unter www.cvjm.de.

 

Im Thema des Monats gibt es schon Artikel über die "Erwachsenenetaufe", "Weihnachten" und das "Erntedankfest". Auch die verschiedenen Kirchen in Westhagen sind im Internetauftritt "Westhagener Pausenliga" aufgeführt. Hier klicken!

 


Ostern – mehr als Frühlingsgefühle und Schokoladeneier

 

Nein, ich will kein Spielverderber sein! Natürlich macht es Spaß, die Kinder dabei zu beobachten, wie sie voller Aufregung und Freude durch das Haus oder den Garten laufen und die Ostereier suchen. Und natürlich ist es schön, ihr Glück mitzuerleben, wenn sie etwas gefunden haben. Und noch spannender ist es, zu merken, dass die Kinder ein Osternest nicht finden, das man sorgfältig versteckt hat, und dann zu erkennen, dass man selbst nicht mehr weiß, wo es steckt!


Ja, Ostern macht Spaß. Auch wegen der endlich anbrechenden Frühlingszeit. Die dunklen Stunden des Winters sind vorüber, die Tage werden immer länger und wärmer, und die Natur erwacht aus ihrer Kältestarre. Ostern ist ein Hoffnungsfest, weil wir merken, dass der Sommer kommt, und mit ihm Wachstum und Blüte, Gedeihen und schließlich die Ernte. Und die ist so wichtig, damit das Leben erhalten bleibt.


Kein Wunder, dass in vielen Völkern der Frühling besonders gefeiert wurde. Ob es allerdings stimmt, dass die alten Germanen eine eigene Frühlingsgöttin verehrten, mit Namen Ostara, das ist in der heutigen Wissenschaft umstritten. Ihr Name geht auf den Märchensammler und Professor Jakob Grimme zurück. Doch ob es sie wirklich gab, ist unklar. Unsicher ist auch, ob sie die Namensgeberin unseres christlichen Festes ist. Unklar ist auch die Herkunft des Osterhasen, der – ganz seinem natürlichen Brauch entgegen – bemalte Eier bringt. Das zumindest finde ich seltsam.


Wer sich in dieses Thema vertieft, merkt, dass wir an dieser Stelle ziemlich im Dunkeln tappen, was Ostara und den Hasen betrifft.


Als Christen haben wir einen ganz anderen, und viel tieferen Grund, Ostern zu feiern. Und der hat mit einem einzigartigen Ereignis zu tun. Der Grund für Ostern ist nicht das jährliche Erwachsen der Natur, sondern ganz einmalig: Gott hat Jesus Christus von den Toten auferweckt. Und damit ist die Macht des Todes an dieser Stelle gebrochen. Seine Tage sind angezählt. Weil Jesus auferstanden ist, wird am Ende nicht der Tod das letzte Wort haben. Auch nicht das Unrecht und die Schuld, die wir in unserer Welt immer neu anhäufen. Ostern ist das Fest der Auferstehung von Jesus.


Ihn hatten die Mächtigen seiner Zeit endgültig ausschalten wollen. Doch das gelang ihnen nicht. Ans Kreuz genagelt, verhöhnt, angespuckt, ausgelacht – so wollten sie ihn auf den Müllhaufen der Geschichte werfen. Doch am dritten Tag geschah das Unfassbare: Der tote Jesus war wieder da. Lebendiger als je. Selbst seine engsten Freunde konnten es zuerst nicht glauben.  Bekannt ist einer der Jesusnachfolger, Thomas. Von ihm wird berichtet:


Einer aus dem Kreis der zwölf Schüler von Jesus, Thomas, der den Beinamen Zwilling trug, war nicht bei ihnen, als Jesus zu ihnen kam. Die anderen Nachfolger sagten zu ihm: »Wir haben wirklich und wahrhaftig den Herrn gesehen!«

Aber Thomas wehrte ab: »Wenn ich nicht selbst in seinen Händen die Stelle sehe, wo die Nägel hindurchgeschlagen wurden, und meinen Finger genau auf diese Stelle legen kann und mit meiner Hand seine Seitenwunde anfassen kann, dann werde ich es nicht glauben!«

(Johannesevangelium 20, 24-25, Übersetzung „dasbuch.“)


Die ersten Christen waren nicht leichtgläubig. Sie waren auch nicht dumm. Sie wussten, wann einer tot war und wann nicht. Eine römische Kreuzigung hatte noch keiner überlebt. Die Soldaten hafteten mit ihrem eigenen Leben dafür, dass keiner der an den Holzstamm Angenagelten wieder lebend herunter kommen konnte.

 

Und so war auch für die Nachfolger von Jesus das klar: Ihr Traum war zu Ende. Die Geschichte mit Jesus war jetzt aus und vorbei. Ihre Hoffnungen waren zerstört. Alles, worauf sie gesetzt hatten, hatte sich als null und nichtig herausgestellt.

 

Doch dann… geschah es. Das Wunder von Ostern. Das Wunder am Morgen des dritten Tages. Der zentnerschwere Rollstein vor der Grabkammer war weggerollt. Statt dem durch die Kreuzigung übel zugerichteten Leichnam ihres Meisters Jesus fanden sie Gottesboten vor, die ihnen diese Botschaft übermittelten: „Er ist nicht hier, er ist auferstanden, so wie er es euch schon vorausgesagt hat!“ Und dann war auf einmal er selbst da, Jesus, der Auferstandene. Petrus und Maria Magdalena, Jakobus und die anderen sahen ihn. Und am Ende auch Thomas, der Zweifler:

 

Nach acht Tagen waren die Jesusschüler wieder zusammen im Haus und Thomas war bei ihnen. Da kam Jesus wieder, obwohl die Türen verschlossen waren, stellte sich mitten unter sie und sagte: »Friede euch!«

Danach sprach er Thomas an: »Komm her mit deinem Finger, an diese Stelle, und schau dir meine Hände genau an! Komm mit deiner Hand und fass meine Seite an! Sei nicht ungläubig, sondern vertraue!«

Thomas antwortete ihm: »Du bist mein Herr und mein Gott!«

(Johannesevangelium 20, 26-28, Übersetzung „dasbuch.“)

 

Ostern ist mehr. Ostern ist das Fest der Auferstehung. Es ist das Fest des Glaubens und der Hoffnung. Weil Jesus lebt, muss nichts mehr bleiben, wie es war. Er, der Auferstandene, kann alles verändern.

 

Wer das erfahren hat, der kann ganz anders leben. Er hat eine Hoffnung, eine Perspektive gefunden, die durch alles, auch durch die tiefsten Tiefen, hindurch tragen kann.

 

Deshalb feiern Christen in aller Welt das Osterfest. Jesus Christus blieb nicht im Grab. Seine Auferstehung ist das unglaubliche, einmalige, unvergleichliche Ereignis, das den Lauf der Geschichte aufsprengt und die Tür zu Gottes Himmel öffnet. Weil Jesus lebt, können auch wir leben. Heute und in Ewigkeit.


Ostern ist mehr. In der Kirche und im CVJM feiern an diesem Tag, dass Jesus, unser Herr und Meister, nicht im Tod geblieben ist. Wir verehren nicht eine toten Religionsstifter, sondern folgen einem lebendigen Herrn. Über ihn sagte der frühere Bundespräsident Gustav Heinemann, selbst Vorsitzender des CVJM Essen von 1936-1950, einmal:

 

Unsere Freiheit wurde durch den Tod des Sohnes Gottes teuer erkauft. Niemand kann uns in neue Fesseln schlagen, denn Gottes Sohn ist auferstanden. Lasst uns der Welt antworten, wenn sie uns furchtsam machen will: Eure Herren gehen – unser Herr aber kommt!

 

Das feiern wir an jedem Sonntag, dem Erinnerungstag der Auferstehung. Und das feiern wir ganz besonders an Ostern.